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Interview mit Friedrich Baur - Geschäftsführer bei Baur Vliesstoffe aus Dinkelsbühl und Erfinder von lavalan® (16.12.2021)

Wurde dir die Leidenschaft für Wolle in die Wiege gelegt?

Ja auf alle Fälle. Seit über 100 Jahren befasst sich meine Familie mit dem Thema Wolle. Man könnte sagen ich bin ein Wollmann durch und durch. Unser Familienunternehmen gibt es seit 1913, das heißt ich arbeite in 4. Generation mit dem Thema Wolle. Schon als Kind habe ich meine Eltern auf Wollsammlungen begleitet. Wolle ist definitiv in meiner DNA.

Wie kam es zur Idee für lavalan® - der ersten waschbaren Wollisolation?

Wir als Baur Vliesstoffe sind schon lange im Matratzengeschäft tätig. Vor circa 15 Jahren stieg die Nachfrage nach einem waschbaren Wollvlies für die Matratzen Industrie. So entwickelten wir ein Vlies, das diesen Anforderungen entsprach.

Da ich selbst aktiver Mountainbiker und Skitourengeher bin, war schon immer der Wunsch da, die Wolle mit ihren tollen Funktionen auch in Outdoor Produkten einzusetzen. So kam dann das eine zum anderen und wir haben ein Patent auf unser neues waschbares Wollvlies angemeldet.

Damit wurde der Weg in eine neue Branche geebnet?

Ja – durch die Zusammenarbeit mit dem IWS/Woolmark wurde die Outdoorbranche auf uns aufmerksam. Wir können unseren Kunden die komplette Woll-Story bieten. Unsere Wolle ist nachverfolgbar. Wer weiß schon genau, wo die Faserfüllung seines Produktes herkommt? Das macht uns einzigartig – wir kennen den Weg vom Schafbauer über die Wollsammlung bis zur Verarbeitung zum waschbaren Wollvlies.

Was gab es für Herausforderungen bis zum finalen Produkt?

Natürlich haben Outdoor Produkte andere Produkteigenschaften als eine Matratze. Insbesondere die niedrigen Grammaturen waren eine Herausforderung in der Produktion. Aber auch die stetige Verbesserung von Waschbarkeit und Verarbeitbarkeit. Hinzukommen Tier- und Umweltschutz Standards, die für uns enorm wichtig sind. Wir möchten auf jeden Fall dazu beitragen europäischer Wolle wieder ihre Wertigkeit zurückgeben. Zu lange war Wolle nur ein Abfallprodukt, das zum Düngen verwendet wurde oder oft einfach verbrannt wurde.

Wie haben die Hersteller in den ersten Gesprächen auf lavalan reagiert?

Unser erster Kunde war Nicolas Rochat mit seiner Edelmarke Mover. Er war begeistert und hatte schon lange nach einem solchen Produkt gesucht. Ein Vlies aus natürlichen Rohstoffen, das die Eigenschaften der Wolle behält - ihre Atmungsaktivität, zu wärmen ohne zu überhitzen und die Neutralisierung von Gerüchen. Nach und nach kamen immer mehr Kunden dazu. An sich waren wir damals unserer Zeit etwas voraus, die letzten Jahre ist endlich auch eine breitere Anzahl an Endkunden bereit, darauf zu achten, woher ihre Textilprodukte und deren Inhaltsstoffe kommen und wie die Faser gewonnen und verarbeitet wird.

Was macht den Reiz aus mit so einem traditionellen und doch fortschrittlichen Material zu arbeiten?

Es ist faszinierend welche Probleme man mit Wolle lösen kann. Immer wieder gibt es Ideen für neue Produkte und Anwendungen. Vom Geotextil über die Schnee- und Gletscherabdeckung bis hin zu WOOPIES den Akustikelementen aus Wolle. Wir haben es zusammen mit unserem Partner ALPINA geschafft, Wolle in Helmen und Protektoren zu verarbeiten. Darauf sind wir sehr stolz. Gerade arbeiten wir wieder an einem neuen lavalan Produkt, es bleibt also spannend.

www.lavalan.com

Kategorie: Technik