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Bekenntnis zum Standort Herrieden – 125 Jahre Sielaff-Automaten (21.11.2011)

In der Pariser Metro oder am Flughafen von Sydney bekommt man Süßes oder kalte Getränke aus einem Automaten „made in Franken“. Genauso an vielen weiteren internationalen Flughäfen oder Bahnhöfen. Die Automaten von Sielaff aus Herrieden findet man auf der ganzen Welt – vor 125 Jahren begann deren Erfolgsgeschichte.

Der Durchbruch gelang Max Sielaff 1886 mit dem ersten zuverlässig arbeitenden Verkaufsautomaten, der erst nach Einwurf einer passenden Münze die Ware ausgab.

Das Patent kam ein Jahr später, am 9. Juni 1887 wurde vom Kaiserlichen Patentamt mit der Nr. 43055 der „selbstthätige Verkaufsapparat“ registriert. Noch im selben Jahr entwickelte der Ingenieur für den Kölner Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerk die ersten Süßwarenautomaten. Bereits Anfang der 1890er Jahre werden in über 10.000 Automaten in ganz Deutschland die Schokoladentafeln verkauft. Sielaff revolutionierte das Verkaufsgeschäft und entwickelte immer neue Ideen, etwa das Automatenrestaurant, ein Automat, der neben Getränken auch kalte und warme Speisen anbietet. Dafür erhält der Ingenieur Max Sielaff in Belgien sogar die Goldmedaille. Ein weiteres Highlight, das die älteren Menschen noch von fast jedem Bahnhof kennen, ist die Personenwaage, die in der Zwischenkriegszeit tausendfach gebaut wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg lag der Berliner Automatenbetrieb von Max Sielaff in Schutt und Asche. Die Suche nach Investoren führte den Neffen des Firmengründers, Edmund Sielaff, nach Herrieden. Mit Fritz Baumgärtner und Johannes Marohn gründete er 1949 Sielaff in Herrieden neu. Zunächst werden in dem neuen Betrieb im Krieg zerstörte Automaten repariert, darunter auch viele Stollwerkautomaten, mit denen die erste Erfolgsgeschichte 60 Jahre zuvor begonnen hatte. Später war Sielaff vor allem mit Zigarettenautomaten erfolgreich, die rund 450.000 Mal gebaut wurden. Fast jeder kennt die Automaten, bei denen Raucher in den 70er und 80er Jahren mit einem lauten „ratsch“ eine schmale Schublade heraus zogen, um an die Zigaretten zu kommen. Sie hingen an vielen Hauswänden. Eine große Herausforderung war die Euroumstellung 2001, die eine Bereinigung des Automatenmarktes mit sich brachte. Viele Automaten wurden ersetzt, und in kürzester Zeit mussten neue gebaut werden. Highlight ist ein Briefmarkenautomat, der online von D-Mark auf Euro umstellte. Durch die Zurückdrängung des Rauchens verändert sich auch die Produktionspalette bei Sielaff. Heißgetränkeautomaten entwickelten sich zu einem neuen, soliden Standbein. Die Mittelfranken haben sich mit viel Know-how als Marktführer bei hochwertigen Kaffeeautomaten etabliert. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 600 Mitarbeiter, davon 520 am Hauptstandort Herrieden. Darunter sind 50 Ingenieure und Techniker. Um die hohe Zahl der Fachkräfte langfristig zu sichern, hat Sielaff eine hohe Ausbildungsquote von sechs Prozent der Beschäftigten. Ausgebildet wird in sechs Lehrberufen. Noch heute ist das Unternehmen in Familienbesitz. „Viele Mitarbeiter sind bereits in dritter Generation bei uns beschäftigt“, ist Geschäftsführer Jürgen Utschig stolz auf seine Mitarbeiter. „Das spricht eine deutliche Sprache.“ Automaten könnte man überall produzieren, der fränkische Standort muss der internationalen Konkurrenz standhalten. Die Mitarbeiter fühlen sich verbunden mit dem Unternehmen und ermöglichen auch Sonderschichten, wenn es darauf ankommt. So können in jedem Jahr rund 150 Projekte realisiert werden, „und zwar in Deutschland und nicht in China“, so Utschig. „Das macht Sielaff aus, das geht in keinem anderen Unternehmen“, ist der Geschäftsführer überzeugt. In vielen Bereichen produziert Sielaff lieber selbst, z.B. die Isolation oder bei der Pulverbeschichtung; auch das Materiallager ist relativ groß. Nur so können Aufträge innerhalb von drei Wochen realisiert werden, obwohl manche Materialien 16 Wochen Lieferzeit haben. Durch die hohe Fertigungstiefe bei der Blechverarbeitung übernimmt das Unternehmen Lohnaufträge für andere Firmen. Neben dem Hauptstandort im Landkreis Ansbach gibt es noch einen Produktionsstandort in Oelsnitz (Erzgebirge) und die ISA in Ilmenau sowie Niederlassungen in Tschechien, Frankreich, Schweiz, Österreich und Großbritannien. Der Umsatz lag 2010 bei etwa 60 Millionen Euro. Allein für den Neubau mit der neuen Fertigung hat das Unternehmen 4,5 Millionen ausgegeben – insgesamt hat Sielaff in den letzten Jahren am Standort im Landkreis Ansbach mehr als zehn Millionen Euro investiert – das ist nicht gerade selbstverständlich. Sielaff ist Marktführer in Deutschland; drei weitere Automatenhersteller gibt es noch, europaweit sind es etwa 30. Die meisten Mitbewerber haben sich auf einen Automatentyp spezialisiert; die breite Produktionstiefe der Mittelfranken bieten nur ganz wenige. Die Firmenstrategie von Sielaff baut auf fünf Säulen: Der klassische Verkaufsautomat, der Pfandrücknahmeautomat, der Gastronomiebereich, die OEM-Fertigung (Fremdfertigung) sowie der Service für RVM und HoReCa.

Viele Innovationen durch eine breite Angebotspalette
Der Automatenhersteller Sielaff hat in den letzten 125 Jahren immer wieder Trends in der Entwicklung gesetzt. Der Automat für Schokoladentäfelchen und die Personenwaage auf dem Bahnhof waren die ersten revolutionären Anfänge. Nach einer Flaute in den 1980er Jahren – die Zahl der Zigarettenautomaten ging zurück – entwickelte Sielaff eine Drinkbox für Coca Cola. Diese stand vor allem in Büros in Amerika und Kanada – in Europa gab es so gut wie keine. Fast 25.000 Stück hat Sielaff gebaut, dass brachte nach den wegbrechenden Aufträgen für Zigarettenautomaten wieder neuen Schwung. Eher durch Zufall beteiligte sich Sielaff im November 2000 an einer Ausschreibung der deutschen Post. Innerhalb kürzester Zeit präsentierte das Unternehmen einen Prototyp für einen Briefmarkenautomaten, der online von D-Mark auf Euro umstellte. Obwohl Sielaff anfangs nicht zu den Favoriten bei der Post gehörte, bekam das Unternehmen den Auftrag. Von Mai bis September 2001 entstanden 100 Prototypen für weitere Erprobungen, von September bis Dezember wurden dann die 5.000 bestellten Geräte gebaut. Der Ablauf musste genau geplant werden, vor allem, damit die Materiallieferungen nicht ins Stocken kamen. Immerhin hat Sielaff für rund 10 Millionen Euro Material verbaut. Auch wenn die Post bis zum Schluss nicht glauben konnte, dass die Mittelfranken in dieser kurzen Zeit den Auftrag schaffen, die Automaten waren pünktlich da. Parallel zur Euroumstellung kam auch der Jugendschutz bei den Zigarettenautomaten. Sielaff schlug eine neue Richtung ein und setzte zusammen mit Tchibo auf Kaffeeautomaten, die frische Bohnen aufbrühen. Zwar hatte der Automatenhersteller schon in den 1960er Jahren Kaffeeautomaten entwickelt, doch in viel kleineren Stückzahlen. Nun entstanden zusammen mit einem Schweizer Spezialisten für Brühtechnik mehr als 12.000 Kaffeeautomaten für Bäckereien oder Kaffeeläden. Als nächstes erfolgreiches Projekt kam 2003/2004 der Einstieg bei Pfandautomat für Einwegflaschen. Für den neu entwickelten Automaten hat Sielaff in Ilmenau ein Institut mit 18 Mitarbeitern gegründet. Die dortige Hochschule ist Kompetenzzentrum für Bildbearbeitung, so können die Pfandautomaten noch besser Etiketten einlesen. In Ilmenau ist außerdem das Sielaff Telemetrie Center, eine technische Hotline für Mitarbeiter ausdem Discountbereich und der Gastronomie. Der Anspruch an Pfandautomaten ist ausgesprochen hoch – gerade bei der Pfandrückgabe geht es um viel Geld. Zudem sind die Automaten ständig im Einsatz – an Freitagen und Samstagen laufen sie von Geschäftsbeginn bis Geschäftsende oft ohne Unterbrechung. 2007 entwickelte Sielaff eine Kaffeemaschine für den HoReCa-Bereich, dem professionellen Gastronomiebereich. An fast jeder deutschen Autobahnraststätte von Tank und Rast finden sich mehrere dieser mittelfränkischen „Barista Uno“ Maschinen. Neben der hochwertigen Verarbeitung – auch im Innenbereich rein aus Metall – gibt es hier sehr hohe Qualitätsstandards. Wegen der Verwendung von Frischmilch muss die Maschine alle 24 Stunden gereinigt werden, dabei dürfen natürlich auch keine Reinigungsrückstände zurück bleiben. Eine weitere innovative Idee der Mittelfranken ist ein Automat, der wie ein Roboter funktioniert. Aufgrund der Warenpräsentation und seiner Ergonomie verkauft ein „Robimat“ rund 30 Prozent mehr, als ein herkömmlicher Automat. Eine Warenkorb holt Getränke aus einem Fach und transportiert sie hinter einer Glasscheibe gut sichtbar zum Ausgabeschacht. Besonders auf Bahnhöfen und Flughäfen findet man diesen Automatentyp. Eine andere Innovation ging nach St. Petersburg, wo es im Winter so kalt ist, dass selbst gekühlte Getränke gewärmt werden müssen. Dort steht der erste Automat mit Heizung, der auch bei -20 Grad Außentemperatur arbeitet.

Neuster Clou der Mittelfranken ist der Gewinner des Vending Stars 2011. Die Toeca International Company B.V. gewann mit dem Fresh Shake XL, einem Gemeinschaftsprojekt von Sielaff und Danone, den diesjährigen Wettbewerb. Dieser Joghurtautomat kann wörtlich als kleinste Joghurtfabrik angesehen werden, da auch die Hygienevorschriften wie im Danone-Werk für diese Maschine gelten. Durch ein integriertes Selbstreinigungssystem, welches nach einer bestimmten Anzahl verkaufter Produkte oder nach einer vorgegebenen Zeit automatisch einsetzt und den Automaten nach einem Drei-Phasen-Programm reinigt, wird die nötige Hygiene sichergestellt. Zudem kann der Automat eigenständig erkennen, ob einzelne Joghurtchargen das Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Abgelaufene Vorratsbeutel werden in dem Fall einfach gesperrt. So ist garantiert, dass der jeweilige Joghurt immer aus frischen Zutaten zusammengerührt und verkauft wird.

www.sielaff.de