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Könniginnen, Filmstars und der Mann mit 100 Koffern... (17.10.2011)

Das Hotel Eisenhut in Rothenburg hat nicht nur einen klangvollen Namen, sondern kann auf viele prominente Gäste zurückblicken. Beim Blick in die historischen Gästebücher stockt einem der Atem – alles was Rang und Namen hatte in Film, Kunst, Politik und Gesellschaft war schon mal im Eisenhut zu Gast. Trotzdem sieht sich das berühmte Hotel nicht als elitär, es sucht vielmehr eine gute Mischung von Gegenwart und Vergangenheit. Ein Rundgang durch die Geschichte Rothenburgs, des Eisenhuts und warum die Prominenten in diese Stadt kommen.

„Sie waren alle hier“, sagt Hoteldirektor Jochem Eylardi nicht ganz ohne Stolz: Gert Fröbe, Heinz Rühmann, Mario Adorf, Herbert Grönemeyer, Art Garfunkel, Erich Kästner, Theodor Heuss, Willy Brand, Soraya, der Schah von Persien, der japanische Thronfolger, Königin Sylvia von Schweden, etc. Die Liste ließe sich noch endlos weiter führen. Wohl kein Haus weit und breit kann auf eine so prominente Gästeliste blicken. Ein Teil der Gästebucheinträge findet man heute in der Hotellobby unter einem Glastisch. „Otto Walkes hat mal versucht seine Visitenkarte dazu zu stecken“, erzählt Steffanie Kretzschmar schmunzelnd. „Aber der Tisch ist gut versiegelt.“

Die Lage der Stadt auf einem Bergvorsprung hoch über dem idyllischen Taubertal, das Image mittelalterlicher Unversehrtheit in einer Art Dornröschenschlaf, keine andere deutsche Stadt hat eine so enge Verbindung zur Romantik. So wundert es auch nicht, dass einer der bedeutendsten Maler der Romantik, Carl Spitzweg, mit seinen Bilder Rothenburg schon frühzeitig bekannt machte. Weitere Maler und Schriftsteller festigten den Ruf Rothenburgs. Erst mit dem Anschluss an das Königreich Bayern 1802 begann der Dornröschenschlaf, Rothenburg wurde bedeutungslos. Das Zögern sich der Industrialisierung anzuschließen zahlte sich aber langfristig aus und entwickelte eine Eigendynamik: Die Menschen entdeckten das Schmuckkästchen als Reiseziel. Schon weit bevor der Begriff Marketing entstand, machten die Verantwortlichen in Rothenburg Werbung für ihre Stadt. Mit der neuen Technik der Fotografie gab es bereits 1863 die ersten Ansichtskarten. Ab 1872 wurden alle Werbemaßnahmen professionalisiert, 1893 kam der erste englischsprachige Prospekt auf den Markt. Parallel entwickelte sich auch der technische Fortschritt in Rothenburg, denn die Gäste aus allen Ländern der Welt hatten Ansprüche und in der Tauberstadt hatte man Angst davor, diese nicht erfüllen zu können. Gegen den Widerstand der örtlichen Fuhrunternehmer eröffnete 1873 die Bahnlinie, 1887 wurde das Abwasser gesammelt und der Eisenhut gehörte 1893 zu den ersten Häusern, die einen Wasseranschluss bekamen. Als 1897 das elektrische Licht nach Rothenburg kam, wurde es auch gleich für Marketingzwecke eingesetzt: Das Rathaus und St. Jakob wurden wegen ihrer Schönheit angestrahlt. Vor dem ersten Weltkrieg florierte der Tourismus in Rothenburg.

In dieser Zeit, genauer 1890, eröffnete Andreas Eisenhut eine Weinstube in ehemaligen Patrizierhäusern, um seine im Taubertal angebauten Weine zu verkaufen, erst unter seinem Nachfolger Johann Andreas Ploss wurde es zum Hotel. In den 30er Jahren führte Georg Pirner das Haus weiter; seine Familie hatte gute Kontakte zur deutschen Elite. Pirner selbst war ein großer Tennisfan und jedes Jahr zu Gast beim Turnier in Wimbledon. Dort machte er natürlich Werbung für seinen Eisenhut. Rothenburg entwickelte sich in dieser Zeit zum Geheimtipp für Prominete, so wie heute St. Moritz. Aus der ganzen Welt kam sie nach Rothenburg und natürlich auch in den Eisenhut: Schauspieler, Musiker, Politiker, Industrielle. Heinz Rühmann, bekannt auch als Quax, der Bruchpilot, kam am 19. September 1939 passenderweise mit dem Flugzeug. Hilfreich für den Ruhm war auch die Liebe des amerikanischen Zeitungskönigs Randolph Hewarst zu Rothenburg, dessen Vater William schon als Freund der Stadt galt. Die Reisen von Sohn Randolph waren immer ein Ereignis für Rothenburg. Wenn der schwerreiche Zeitungsmacher im Eisenhut abstieg, kam er mit Wagenkonvoi und 100 Koffern – begleitet von Journalisten, Sekretärinnen, Dienern, berühmten Filmschauspielerinnen und der eigenen Familie. Mit dem Massentourismus in der Nachkriegszeit ebbte der Strom der Prominenten etwas ab, aber nicht ganz. „Die Mitglieder der Band Queen saß mit Füßen auf den Tischen im Restaurant“, erzählt Steffanie Kretschmar. „Aber keiner hat sich getraut, etwas zu sagen.“ Deutlich umgänglicher ist Ritchy Blackmoor, bekannt geworden in den 70ern mit Deep Purple. Noch heute übernachtet der bekennende Mittelalterfan wann immer es geht im Eisenhut, selbst wenn seine Konzerte bis zu drei Autostunden entfernt sind. Und so kommt es immer noch zu prominenten Überraschungsbesuchen. „ ‚Kommen Sie schnell ins Restaurant, ich glaube da sitzt Königin Silvia’ hat ein Mitarbeiter vor ein paar Jahren aufgeregt zu mir gesagt“, erinnert sich Hoteldirektor Eylardi schmunzelnd. „Dann saß tatsächlich die schwedische Königin mit ihrem Mann im Restaurant, völlig unauffällig, auch ihre Bodygards fielen nicht auf.“ So etwas kann einem eben nur im Eisenhut passieren.

Seit der Sanierung 2006 setzt der Eisenhut neben Touristen auch auf das Tagungsgeschäft. Nach wie vor ist es ein Familienunternehmen, heute gehört es der Familie Schlag. Das Hotel will nicht elitär sein. „Wir freuen uns auf prominente Gäste“, sagt Steffanie Kretzschmar, „wir freuen uns aber genauso auf jeden Gast, der zu uns kommt.“

bl

www.eisenhut.com