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Junge Fachkräfte in der Region halten (21.11.2013)

Erster Business Talk in der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg

Fachkräftemangel – Demographischer Wandel, das sind Themen, die die Wirtschaft immer wieder bewegen. Im überwiegend ländlich geprägten Agenturbezirk Ansbach – Weißenburg wirkt sich diese Entwicklung besonders bei den jungen Fachkräften aus. Im Rahmen des Business Talks wurden verschiedene Möglichkeiten von Firmen vorgestellt, was sie bereits tun um junge Fachkräfte zu halten. Interessant sind Zahlen einer Schülergruppe des Gymnasiums Feuchtwangen, die ehemalige Schüler befragt haben.

Auch wenn noch nicht alle Berufe davon betroffen sind und namhafte, große Firmen den Druck vielleicht noch nicht so spüren, Handwerksbetriebe suchen händeringend Fachkräfte und sind häufig auch die Anbieter von Ausbildungsplätzen, die leer ausgehen. Ein Trend zu höheren Schul- und Bildungsabschlüssen führt dazu, dass immer weniger Mittelschulabsolventen dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen. Hochschulabsolventen studieren in den Städten und kehren selten in die Region zurück. In einem Impulsvortrag beschrieb Prof. Dr. Ute Ambrosius die Situation als „fünf vor zwölf“: man müsse nicht nur versuchen, junge Fachkräfte in der Region zu halten, sondern auch, sie in die Region zu ziehen. Dazu gehöre es für Unternehmen, Arbeitsplätze flexibler zu gestalten zur Förderung von Kommunikation und Begegnung, Angebote für die Arbeitnehmer in ihren verschiedenen Lebensphasen vorzuhalten und ein Rückkehrmanagement zu entwickeln. Die Region habe eine hohe Lebensqualität. Diese gelte es zu vermarkten.

Volker Dollinger vom Gymnasium Feuchtwangen schilderte das Ergebnis einer Befragung von 1.000 ehemaligen Abiturienten zu Gründen, nach der Ausbildung in die Region zurückzukehren. Familie und Freundeskreis sowie günstige Immobilienlage wären gute Motive zur Rückkehr, aber die Suche nach dem passenden Arbeitsplatz gestaltete sich schwer. Da die Befragten in der Regel noch ungebunden waren, liege ihr Interesse auch in der Freizeitgestaltung. Dabei trete die Region in Konkurrenz mit den Angeboten der größeren Städte.

Die kleineren Handwerksbetriebe können mit ihrer Nähe zum Personal punkten, weil man individueller fördern kann und auf persönliche Belange eingehen kann, so Christine Stang von Stang Heizung und Bad GmbH. Daniela von Schlenk, Carl Schlenk AG, sieht eine Möglichkeit im Dualen Studium, auch wenn es Mehrkosten verursacht. Die Robert-Bosch GmbH, so der Personalleiter Udo Noack, fördert jährlich sechs Auszubildende zum Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung.

Der Landkreis Weißenburg – Gunzenhausen wirbt für sich als Bildungsregion: 36 Projekte sind im Handlungskonzept enthalten, die es in den nächsten Jahren umzusetzen gilt, berichtete Landrat Gerhard Wägemann. In der auch durch kurze Auftritte eines Improvisationstheaters kurzweilig gehaltenen Veranstaltung gab es im Anschluss noch Zeit für den Austausch, von dem sich Reinhard Flöter, Vorsitzender der Geschäftsführung erhofft, das sich Lösungsansätze ergeben, an denen man gemeinsam weiter arbeiten kann.

Hintergrund:
Während die Bevölkerungsentwicklung beispielsweise im Agenturbezirk Nürnberg steigt (2011 um 3,1 %), sinkt er im Agenturbezirk Ansbach-Weißenburg um -1,6 %. Während Nürnberg eine Einpendlerquote von 40,7 % hat, pendeln in unseren Agenturbezirk gerade mal 16,4 %. Während 6,0 % mehr junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren nach Nürnberg ziehen, ist der relative Wanderungssaldo in Ansbach-Weißenburg negativ (-2,2 Prozent). Und schließlich: Während Fürth beispielsweise 2011 14,2 % höher qualifizierte Beschäftigte hatte, zählte Ansbach-Weißenburg gerade mal 5,8 %.

Der Zukunftsatlas 2013 von Prognos (im Handelsblatt am 08.11.2013 veröffentlicht) sieht bei den Zukunftsaussichten die Stadt München auf Platz 1, Regensburg auf Platz 7, hingegen die Landkreise Roth auf 197), Weißenburg-Gunzenhausen auf Platz 229, den Landkreis Ansbach auf Platz 220. Nur einige Landkreise aus der Oberpfalz (Regen, Cham, Neustadt/Waldnaab, Amberg-Sulzbach) und Oberfranken (Kronach, Kulmbach und Hof) liegen in Bayern noch dahinter.

BUSINESS TALK ist eine Initiative der Bundesagentur für Arbeit, die sich an Entscheider in Wirtschaft und Medien richtet und in offener Kommunikationsatmosphäre Richtungen und Lösungen sondiert, um für nachhaltigen Gesprächsstoff zu sorgen. Bayernweit wurden bisher in den letzten Jahren etwa 20 Veranstaltungen durchgeführt. Im Agenturbezirk Ansbach-Weißenburg fand er zum ersten Mal statt.

www.arbeitsagentur.de